Nüchtern betrachtet ist es nur der Weg von einer Weide auf eine andere Weide. Eine gemischte Gruppe aus 5 Menschen und einer 24-köpfigen Rinderherde aus Kühen, ihren Kälbchen, Ochsen und Jungrindern, die ca. 2,5 km zu Fuß frei im Gelände auf Feldwegen wandern: Der Herbstumtrieb am Günztal-Weiderindhof Rothach von Hawangen nach Ottobeuren.
Für den Allgäu-Touristen ist es ein nostalgisches Erlebnis, für den Einheimischen eine wage Erinnerung an frühere Zeiten, für den Radsportler manchmal nur ein Hindernis, das ihn ausbremst und für die Landwirte eine schlichte Notwendigkeit, die heutzutage durch den Verkehr und die mit Rindern unerfahrenen Passanten schwierig – manchmal auch gefährlich – geworden ist.
Für den Biologen ist es ein inzwischen sehr seltener aber ungemein wichtiger Transport von Tieren und Pflanzen zwischen den Weiden, der für das Funktionieren des von uns angestrebten Biotopverbundes von enormer Bedeutung ist. Denn im Fell der Rinder werden Insekten transportiert, und mit den Resten des Bodens in den Klauen können z.B. Insekteneier transportiert werden. Pflanzen können als Samen im Fell oder, noch viel effektiver, im Darm der Rinder von einer Weide zur anderen gelangen. So hoffen wir, dass mit unseren treuen „Transporttieren“ eine der vielen Arten, die nachweislich auf unseren Weiden in Hawangen vorkommen, ihren Weg bis nach Ottobeuren findet.
Die Rinder und ihre menschlichen Begleiter sind zumindest wieder einmal gesund und munter in Ottobeuren angekommen.