Das Original Braunvieh ist die ursprüngliche Rinderrasse des Allgäus. Seine Heimat ist das bayerische und württembergische Allgäu mit den Landkreisen Ober-, Unter- und Ostallgäu sowie den Landkreisen Lindau und Ravensburg. Als traditionelle Zweinutzungsrasse liefert das Original Braunvieh sowohl Milch als auch Fleisch.
Das Original Braunvieh
Seit 1965 wurde das Braunvieh, ehemals langlebige Doppelnutzungsrasse, durch Einkreuzung der amerikanischen Rasse „Brown Swiss“ zu einem Hochleistungs-Milchrind weiter gezüchtet. Die ursprüngliche Rasse wurde dabei in wenigen Jahrzehnten fast völlig verdrängt. Heute ist das „Original Braunvieh“ in seinem Bestand stark gefährdet und aktuell im Allgäu nur noch in einem kleinen Bestand von ca. 700 Zuchttieren erhalten. Dazu ein Vergleich: Im gleichen Zuchtgebiet beträgt der Rinderbestand des modernen Braunviehs „Brown Swiss“ rund 300.000 Tiere.
Auf den Naturschutzflächen im Günztal sind die Stärken des „Original Braunviehs“ gefragt. Die Tiere arbeiten im Günztal als vierbeinige Landschaftspfleger, indem sie die Naturschutzflächen abweiden und so für den Erhalt der Tier- und Pflanzenvielfalt sorgen. Als robustes und anpassungsfähiges Weiderind erbringen die Tiere auch bei energiearmem Futter eine gute Milchleistung und liefern zudem feinstes Weiderindfleisch. Die Rasse eignet sich also optimal für Biobetriebe und extensiv wirtschaftende Betriebe. Zwar fällt das Schlachtgewicht von ca. 350 kg bei der Zweinutzungsrasse geringer aus als bei typischen Fleischrassen, dafür besticht das Fleisch des „Original Braunviehs“ durch seine positiven Eigenschaften.
Wir wollen das „Original Braunvieh“ im Günztal wieder in ein Nutzungssystem einbinden und damit eine landwirtschaftliche Wertschöpfung erreichen. Denn der beste Erhaltungsschutz ist die Nutzung.
Die hervorragende Milchqualität des Original Braunviehs ist seit langem bekannt. Die Milch weist einen hohen Anteil der Kappa-Kasein-Genotyp-Variante AB und BB auf, eine wichtige Voraussetzung für eine hohe Käseausbeute. Allein in der Milchmenge kann die alte Rasse (4.500 – 6.000 Liter Jahresleistung) mit modernen Hochleistungstieren (bis 10.000 Liter und mehr) nicht mehr mithalten.
Studien sollen nun aber zeigen, ob sich die Qualität der Milch von der anderer Kuhrassen unterscheidet. Ein weiterer Bestandteil von Kuhmilch ist das Beta-Kasein. Je nach Erbgut liegt die A1 oder die A2 Form oder beide Beta-Kasein Typen gleichzeitig vor. Die Milch der Braunviehkühe beihaltet heute mehrheitlich das Beta-Kasein A2. Nun soll wissenschaftlich untersucht werden, wie sich A1 und A2 Milch in ihrer Wirkung auf die menschliche Gesundheit unterscheiden. Bereits als gesichert gilt, dass die beiden Eiweiße sich bei der Verdauung unterschiedlich verhalten.
Arche des Geschmacks
Heute, wo es im traditionellen Zuchtgebiet fast nur um die Milch geht, gerät die hervorragende Fleischqualität immer mehr in Vergessenheit. Dabei erfüllt das Fleisch auch höchste kulinarische Ansprüche. Die geschmacklichen Merkmale des Fleisches überzeugen durch ein deutliches, feines Aroma. Es ist kurzfaserig, fein marmoriert und von äußerst angenehmer Textur. Der intramuskuläre Fettanteil ist optimal. Das „Original Braunvieh im Allgäu“ wurde deshalb von Slow Food auf die sogenannte „Arche des Geschmacks“ aufgenommen.
Aufgrund seiner positiven Eigenschaften und seiner Robustheit wird das Original Braunvieh auch heute noch in den großen Ländern der Rindfleischproduktion, wie Brasilien und Kanada, sowohl als Kreuzungspartner mit Lokalrassen eingesetzt als auch in Reinzuchtherden gehalten. Höchste Zeit also, dass im Allgäu, dem deutschen Ursprungsgebiet, den Qualitäten dieser alten Rasse wieder mehr Aufmerksamkeit gewidmet wird.