Naturnahe Haltung wie aus dem Bilderbuch Markus Kienle

Von neugierigen Spaziergängern lässt sich die kleine Herde Allgäuer Original Braunvieh an der ‚Oberen Bruck‘ über die Günz westlich von Bebenhausen (Gmd. Kettershausen/Ldkr. Unterallgäu) nicht aus der Ruhe bringen. Kuh, Ochs oder Kalb heben bestenfalls kurz den Kopf neben dem Viehunterstand in einem kleinen, länglichen Feldstadel, der ein bisschen aussieht wie ein aus Holz gebautes Lagerhäuschen früherer Zeiten. Eine ländliche Bilderbuchszenerie mit dem Bebenhausener Wald am Abhang des Günztales: mit Büschen und Bäumen, Schilf und Brennesseln entlang des meist friedlichen Flüsschens, daneben satte, grüne Wiesen. Unbefugtes Betreten der Weide ist allerdings weniger zu empfehlen. Denn Mutterkühe verteidigen ihr Kalb vor einem fremden Eindringling manchmal ziemlich rustikal und völlig unromantisch. Alle Tiere tragen Hörner. Nebenerwerbslandwirt Markus Kienle lässt seine Günztal-Weiderinder mit ihrem natürlichen ‚Kopfschmuck‘ aufwachsen, „wie es d’r Herrgott na’gmacht hot“.

Markus und seine Viecher

Wenn Markus mit seinem Strohhut kommt, zeigt sich die Herde „immer unglaublich zahm“. Im Außengatter bewegt sich Kuh Lisl ganz aufmerksam sofort zum stabilen Metallzaun und lässt sich friedlich am Kopf kraulen. Gleichzeitig demonstriert sie dabei aber gegenüber einem unbekannten Begleiter, dass jener bitteschön außerhalb bleiben und Abstand halten soll von Kälbchen Leni.

Markus Kienle ist den braunen Rindern vertraut. Er transportiert sie im Lauf des Jahres mit Bulldog und Viehanhänger je nach Futterwachstum zu seinen insgesamt fünf Weideflächen im Raum Bebenhausen, füttert sie im Winter im Stall mit selbst geerntetem Heu oder Grassilage. Meist muss er im Frühjahr für seine 5 Kühe samt dazugehörigem Nachwuchs (gesamt ca. 15 Tiere) etwas Heu zukaufen. Das Futter von 6 ha (davon 2,1 ha hofeigen) bewirtschafteten Wiesen ist dafür eher knapp. Gerne würde er noch 2 ha Weideland dazu pachten. Das im Vergleich zu Hochleistungsrindern eher leichte Original Braunvieh erlebt der Landwirt als robust. Seine Tiere kommen gut zurecht mit den feuchten Wiesen neben der Günz und benötigen nur selten den Besuch des Tierarztes.

Weiderindhaltung hat Tradition

Im Jahr 2023 plant Markus Kienle für den kleinen Nebenerwerbsbetrieb im Besitz seines Vaters die Umstellung auf zertifizierte Bioproduktion. An der Wirtschaftsweise wird sich dadurch nicht viel ändern. Sogenannter ‚Kunstdünger‘ kommt auch bisher schon nicht aufs Feld, nur Festmist aus dem eigenen Stall oder der für Biobetriebe zugelassene Mineraldünger Kainit. Dieses Produkt macht das Futter für die Rinder schmackhafter und wirkt seiner Einschätzung nach zudem der Bildung von Moos in den Wiesen entgegen.

Erstmals hört Markus Kienle übrigens Ende 2016 vom Günztal-Weiderind-Projekt. Davon überzeugt kauft er im Sommer 2017 zwei Kühe und zwei Kälber vom Kollegen Manfred Dorn aus Obergünzburg.

Das erste Wissen über Tierhaltung und Futtergewinnung lernt der im Herbst 1993 geborene Nebenerwerbslandwirt bereits von seinem Großvater. Der Opa nimmt seinen Enkel schon in dessen früher Kindheit regelmäßig zur ‚Oberen Bruck‘ mit, wo der Großvater damals eine Mutterkuh samt Nachwuchs auf der Weide hält. Markus Kienle lernt aber einen anderen Beruf, beginnt nach der Mittleren Reife an der Realschule eine Berufsausbildung zum Mechatroniker bei einem Maschinenbaubetrieb in Babenhausen. Im Jahr 2021 absolviert er noch die Abschlussprüfung zum Industriemeister Elektrotechnik. Bereits drei Jahre zuvor hatte das Unternehmen den damals 25jährigen zum Leiter Elektroabteilung befördert.

Eine Arbeit, die Sinn macht

Die Haltung von Günztal-Weiderind ist für Markus „ein kleiner Nebenverdienst, der viel Arbeit macht“. Wenn das Kälbchen ihm entgegenrennt oder mit der Kuh „herumspringt“, dann empfindet der Landwirtssohn dies als „einfach nur schön“. Er selbst spricht von einer sinnvollen Freizeitbeschäftigung und hält es selbstverständlich genauso wie seine Günztal-Weiderind-Kollegen für „nur richtig, die alte Haustierrasse Allgäuer Original Braunvieh zu erhalten“. Der Nebeneffekt Naturschutz dank einer nicht intensiven Beweidung und Flächennutzung führt dazu, dass Markus Kienle im Umfeld der Günztal-Weiden immer wieder Eidechsen oder Molche, Bienen, Libellen oder auch Feldhasen beobachten kann, insgesamt „eine enorme Vielfalt an Tieren, Insekten und Pflanzen“.

Für ihn persönlich steht das Tierwohl „an allererster Stelle“. Deshalb schaut er nicht nur täglich bei seiner Herde nach dem rechten. Er sorgt mit dem Einsatz einer mobilen Schlachteinheit auch dafür, dass seine 3 bis 4 Schlachttiere pro Jahr überhaupt nichts mitbekommen von der Arbeit des Metzgers, nicht mal einen Transport zu einem Schlachthaus in der näheren Umgebung. Seit Juni 2021 hat jedes zur Schlachtung vorgesehene Tier ausreichend Zeit, sich auf der Weide an ein transportables Fressgitter zu gewöhnen. Einige Tage versorgt es Markus dort mit Futter und streichelt das Tier dort zudem regelmäßig. Am Schlachttag wird es dann auf der Weide in diesem Fressgitter gewissermaßen aus heiterem Himmel betäubt – „ohne eine Sekunde Stress“, wie er betont.

Insbesondere das Ochsenfleisch gilt bei Markus Kienle als besonders gut, marmoriert und zart. Die Fleischpakete aus seiner Aufzucht sind praktisch immer vorbestellt von Leuten, „die wissen wollen, was sie auf dem Teller haben“. Markus Kienle freut sich auch über häufiges Lob der Kunden wegen der Fleischqualität. Erst kürzlich versicherte ihm wieder mal ein Kumpel, „dass er noch nie ein so gutes Rindfleisch gegessen hat“.

Daten & Fakten

  • Betriebsgröße:
    7,5 ha, Nebenerwerbsbetriebb
  • Tierbestand:
    5 Mutterkühe mit Aufzucht
  • Zertifizierungen / Auszeichnungen:
    keine
  • Weitere Betriebszweige:
    keine

Angebote und Termine

  • Produkte:
    gemischtes Fleischpaket 7,5 kg
  • Schlachtbetrieb / Metzgerei:
    Hofschlachtung Allgäu, Baisweil
  • Schlachttermine:
    vierteljährlich

Kontakt

Berggasse 6
86498 Bebenhausen
Telefon: 0151 23573351
E-Mail: Kienley@web.de

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